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Das Zürcher Ressourcen Modell - Selbstmanagement mit Pfiff

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Zürcher Ressourcen Modell (ZRM)?

Das ZRM ist ein Selbstmanagement-Training und wurde von Dr. Frank Krause und Dr. Maja Storch fürdie Universität Zürich entwickelt. Es beruht auf neuesten neurowissenschaftlichenErkenntnissen zum menschlichen Lernen und Handeln. und bezieht systematisch intellektuelle (kognitive), emotionale (emotive) und körperliche (physiologische) Elemente in den Entwicklungsprozess mit ein. Dadurch ermöglicht es dem jeweiligen Menschen, sich über eigene, auch unbewusste (Lebens-)Themen klar zu werden, Ziele zu entwickeln, die eigenen Ressourcen zu entdecken und Fähigkeiten zu erlangen, um nötige Ressourcen zu aktivieren, die zielorientiertes Handeln ermög-lichen. Grundlegende Elemente des Zürcher Ressourcen Modells (ZRM) sind: 1. Ressourcenorientierung 2. Miteinbezug von unbewussten Bedürfnissen 3. Systematischer Einsatz von somatischen Markern 4. Selbststeuerung über Motto-Ziele (nicht Verhaltensziele) 5. Wissenschaftlich fundiert und empirisch erprobt

1. Ressourcenorientierung Dem ZRM liegt ein neurobiologischer Ressourcenbegriff zugrunde. Als Ressource gilt alles, was wohladaptive (nützliche) neuronale Netzwerke aktiviert. Dieser Ressourcenbegriff fußt auf dem neurobiologischen Gesundheitsmodell von Lehmann und Koukkou (2006). Hiernach basiert die Arbeitsweise des psychischen Systems auf Gedächtnisinhalten, die in neuronalen Netzen gespeichert sind. In Bezug auf die bewusste Handlung kann sich ein neuronales Netz als nützlich (wohladaptiv) oder unbrauchbar (maladaptiv) erweisen. Die gute Nachricht: Nützliche Muster produzierende neuronale Netzwerke können erlernt und unbrauchbare verlernt werden.

2. Miteinbezug von unbewussten Bedürfnissen Basis des ZRM ist der Rubikon-Prozess, ein von Maja Storch und Frank Krause weiterentwickeltes Modell des Rubikon-Modells von Heckhausen (1989) und Gollwitzer (1990). Das Rubikon-Modell stammt aus der Motivationspsychologie und ist empirisch vielfach überprüft. Es bietet deshalb eine seriöse Grundlage zur Entwicklung von Maßnahmen zur Persönlichkeitsentwicklung und des Selbstmanagements. Das mit bewussten Motiven beginnende Rubikon-Modell wurde von Storch und Krause (2007) um die Phase der unbewussten Bedürfnisse erweitert und in dieser ergänzten Fassung als Rubikon-Prozess bezeichnet. Der Begriff Rubikon-Prozess geht zurück auf das denkwürdige Ereignis, als Gaius Julius Caesar im Jahre 49 v. Chr. mit dem Satz „Alea jacta est!“ (deutsch: Der Würfel ist gefallen!) den Befehl zum Überschreiten des oberitalienischen Flüsschens Rubikon gab, was einer Kriegserklärung an Rom beikam. Der Rubikon ist damit zum Symbol dafür geworden, dass nach einer Phase der reiflichen Überlegung und des Abwägens ein Punkt erreicht wird, an dem es nur noch vorwärts geht.

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. (Albert Einstein) Im ZRM-Training werden in einer ersten Phase, bewusste Motive mit unbewussten Bedürfnissen in Einklang gebracht. Bei diesem ersten Abgleich kann z.B. das hinter dem diffusen Gefühl eines Veränderungswunsches stehende unbewusste Bedürfnis zum Vorschein gebracht werden. Ist dem betreffenden Menschen sein Motiv bereits bewusst geworden, so ist es wichtig, unbewusste Inhalte, die der Erreichung dieses Ziels unter Umständen im Weg stehen, aufzudecken und so Motiv- bzw. Zielkonflikten auf die Spur zu kommen.

3. Systematischer Einsatz von somatischen Markern Da es für den Menschen zum Unbewussten keinen direkten Wahrnehmungs-Zugang gibt, besteht lediglich die Möglichkeit indirekt mit dem Unbewussten zu arbeiten. Im ZRM-Training geschieht dies anhand der Signale, die das Unbewusste erzeugt. Diese offenbaren ihre Botschaft in Form von somatischen Markern. Soma ist das griechische Wort für Körper, das Wort Marker soll bedeuten, dass etwas markiert wird. Über somatische Marker teilt das Unbewusste mit, was es von einer Sache hält. Sie sind in diesem Sinne Bewertungssignale. Über sie kann eine Kommunikation zwischen bewusstem Verstand und unbewussten Ebenen des psychischen Systems stattfinden. An jedem Wort hängt ein Bild und an jedem Bild hängen somatische Marker. Der Begriff somatische Marker wurde von dem amerikanischen Hirnforscher Antonio Damasio (1994) eingeführt. Damit sind diffuse Gefühle im Körper gemeint, die sich an jeder Stelle desselben zeigen können, entweder als Körpersymptome oder als Gefühle. So kann der eine auf der körperlichen Ebene ein „warmes Bauchgefühl“ oder eine „Enge in der Brust“ wahrnehmen, der andere beschreibt seine somatischen Marker mit „In mir kommt Freude auf“ oder „Ich spüre Wut“. Die somatischen Marker sind ein evolutionär entstandenes, erfahrungsbasiertes Überlebenssystem. Es ermöglicht einem Organismus sich an veränderte Umwelten anzupassen, indem es auf gespeichertes Erfahrungswissen zugreift und versucht, aus den dort gespeicherten Inhalten die bestmöglichen Verhaltensweisen zu bilden. Dieses Erfahrungsgedächtnis wird einerseits durch ererbte Muster (Instinkte) und andererseits durch individuelle, emotional bedeutsame Erfahrungen gespeist. Die dort gespeicherten Inhalte werden zusätzlich mit einer Bewertung versehen. Das Prinzip der Bewertung ist ganz einfach: „Gut gewesen, wieder machen.“ oder „Schlecht gewesen, bleiben lassen.“ Es sind die „Stop-„ oder „Go-Signale“ des Unbewussten. Dabei haben die somatischen Marker die Eigenschaft, sehr schnell aufzutauchen. Sie lassen sich innerhalb von 200 Milli-sekunden nachweisen. Allerdings verbirgt sich ihre Botschaft hinter diffusen Gefühlen. Die Bewertung unseres bewussten Verstandes ist sehr viel langsamer, dafür umso konkreter. Um Zugang zu den Inhalten des unbewussten Erfahrungsgedächtnisses zu bekommen, bedient sich das ZRM der Wahrnehmung von somatischen Markern. Mit diesen Körpersignalen ist es auch möglich, eventuellen Zielkonflikten auf die Spur zu kommen. Die sich über die somatischen Marker zeigenden Hinweise aus dem Unbewussten dienen als Grundlage für die weiteren Schritte im ZRM-Training. Diese Körpersignale werden im weiteren Verlauf mit dem bewussten Verstand in Worte „übersetzt“.

4. Selbststeuerung über Motto-Ziele (nicht Verhaltensziele) Ein weiteres wichtiges Element des ZRM-Trainings ist die Entwicklung von Motto-Zielen. Dieser Zieltypus arbeitet an der inneren Haltung, der Einstellung eines Menschen. Motto-Ziele befinden sich in einer Zielhierarchie (Abb. 2) auf der höchsten Ebene und üben von dort die Funktion der Steuerung der darunter liegenden Ebenen der Ergebnisziele und der Verhaltensziele aus. Zuerst die innere Haltung, dann die äußere Form!

Es ist wie beim Malen, wo man die weißen Lichter zuletzt aufsetzt.

Konfuzius So ist ein mögliches Ziel auf der Haltungsebene: „Ich möchte ein erfülltes Leben führen.“ Es beschreibt eine innere Einstellung. Auf der darunterliegenden Ergebnisebene kann das Ziel dann so lauten: „Ich möchte eine große Reise machen.“ Auf dieser Ebene wird konkretisiert, was erreicht werden soll. Die unterste Ebene beschreibt Verhalten, das notwendig ist, um bestimmte Haltungs- oder Ergebnisziele zu erreichen, z.B. „Im nächsten Jahr nehme ich mir ein Sabbatjahr und fahre mit dem Fahrrad nach Peking.“ Ziele auf der Haltungsebene, wie sie im ZRM-Training entwickelt werden, entfalten dadurch, dass sie ausschließlich positive Affekte auslösen, hohen Motivationscharakter. Durch den nächsten Schritt in der Logik des Rubikon-Prozesses, den Aufbau eines Ressourcenpools, werden die individuell entwickelten Motto-Ziele im Gehirn verfestigt. Verhalten wird dann „automatisch“ so gesteuert, dass es dem Motto-Ziel zuträglich ist.

5. Wissenschaftlich fundiert und empirisch erprobt Da das Zürcher Ressourcen Modell ZRM an der Universität Zürich erforscht und weiterentwickelt worden ist, wird die Wirksamkeit des darauf aufbauenden ZRM-Trainings durch wissenschaftliche Studien erforscht. Ausführliche Informationen mit Kurzberichten zu den einzelnen Studien sind auf der Homepage www.zrm.ch unter dem Link „Wirksamkeitsstudien“ zu finden.

Umsetzung der theoretischen Grundlagen in die Praxis

Die Umsetzung der theoretischen Grundlagen des ZRM wird praktisch im ZRM-Training erreicht. Die Grundstruktur eines ZRM-Trainings orientiert sich am Rubikon-Prozess und sieht folgendermaßen aus: 1. Bildwahlverfahren 2. Ideenkorb 3. Entwicklung eines Haltungsziels 4. Aufbau eines Ressourcenpools 5. Handlung 1. Bildwahlverfahren Dem Besuch eines ZRM-Trainings geht meist die Entscheidung voraus, eine Situation ändern zu wollen. Der Mensch, der mit diesem Wunsch kommt, wählt zunächst aus einer Bildkartei ein Bild aus, das ihn spontan anspricht. Die Auswahl erfolgt dabei mit dem Gefühl und nicht mit dem Verstand.

2. Ideenkorb Zum ausgewählten Bild werden nun Ideen und Assoziationen von „Fremdgehirnen“ gleichsam in einem virtuellen Korb gesammelt. „Fremdgehirne“ sind in einem Gruppen-Setting andere Gruppenmitglieder, im Einzelcoaching kann diese Funktion der Coach übernehmen. Auch Familienmitglieder oder Freunde können wertvolle Ideen zum jeweils ausgewählten Bild in den Ideenkorb einbringen. Durch dieses Verfahren werden auch unbewusste Bedürfnisse oder Wünsche, die mit dem Thema in Verbindung stehen, an die Oberfläche gebracht. Die Auswahl der Ideen, die in die Entwicklung des Motto-Ziels einfließen, erfolgt mithilfe der somatischen Marker. Hierbei ist es besonders wichtig, dass die ausgewählten Ideen ausschließlich starke positive somatische Marker hervorbringen und keine negativen. Erkennbar sind diese an einem „glückseligen Grinsen“. Menschen, bei denen deutlich positive somatische Marker auftreten, fangen tatsächlich an zu strahlen und weisen deutliche Zeichen der Zufriedenheit auf. Durch diese Art der Auswahl ist gewährleistet, dass das daraus entwickelte Motto-Ziel so starke Motivation auslöst, dass der Rubikon überschritten werden kann.

3. Entwicklung des Haltungsziels Im nächsten Schritt wird aus den ausgewählten Ideen Schritt für Schritt ein Motto-Ziel „gebaut“. Dieses hat im ZRM starken Ressourcencharakter. Um dies zu gewährleisten, hat das Motto-Ziel folgende Bedingungen zu erfüllen:

- Formulierung als Annäherungsziel anstatt als Vermeidungsziel - Die Realisierung liegt in der eigenen Kontrolle - Es löst beim Betreffenden ausschließlich starke positive somatische Marker aus.

4. Aufbau eines Ressourcenpools Die so gebildeten Motto-Ziele werden im ZRM als erste Ressource in Form von neu gebildeten neuronalen Netzen betrachtet. Diese sind jedoch noch nicht ausreichend gebahnt, um zuverlässig handlungswirksam zu werden. Durch das Motto-Ziel wurde - bildlich gesprochen - ein neuer Trampelpfad im Gehirn angelegt, der, um auch in Notsituationen befahren werden zu können, Schritt für Schritt zur Straße erweitert wird. Hierzu wird im ZRM ein Ressourcenpool angelegt. Aufbauend auf die erste Ressource, das handlungswirksame Motto-Ziel, werden gezielt Erinnerungshilfen im Alltag eingebaut. Dies führt dazu, dass das neu angelegte neuronale Netz durch häufige Benutzung gestärkt wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Aktivierung bewusst oderunbewusst erfolgt. So kann das ausgewählte Bild als Bildschirmschoner genauso das neuronale Netz aktivieren wie ein zum Ziel und/oder Bild passender Handy-Klingelton. Eine weitere Ressource im Sinne des ZRM bildet ein zum Motto-Ziel passendes Embodiment. Mit dieser Methode wird das vorher entwickelte Ziel „in den Körper gebracht“. Durch eine zu diesem Motto-Ziel passende und mit entsprechend positiven Gefühlen verknüpfte Körperhaltung wird ebenfalls das neu angelegte neuronale Netz aktiviert. Das Motto-Ziel wird so „multicodiert“ und kann über mehrere Zugänge aktiviert werden.

5. Handlung In der letzten Phase des Rubikon-Prozesses geht es darum Ausführungsintentionen für bestimmte Situationen zu bilden. Dafür bedient sich das ZRM® der Methode des „Situations-Typen-ABC´s“. Hierbei wird der Einsatz von Ressourcen für verschiedene Risikostufen (Können-Bereich, Trainings-Bereich, Risiko-Bereich) geplant, sodass eine zuverlässige Aktivierung der im Training erarbeiteten Ressourcen auch in schwierigen Situationen möglich ist.

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